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      Bulgarien 1981         
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Im August 1981 machte ich zusammen mit meinem Bruder einen Traum wahr. Eine Reise mit dem Trabbi nach Bulgarien. Bulgarien war für uns damals die große weite Welt. Ich kannte schon einen Teil der Küste Bulgariens von einer Flugreise 1974.

Eine Autoreise ist etwas anderes, das war damals das große Abenteuer. Der Trabbi sollte nicht nur Transportmittel, sondern auch Schlafplatz sein und wurde deshalb entsprechend hergerichtet. Gardinen an den Seitenfenstern sollte vor allzu Neugierigen schützen. Eine große Schaumgummimatratze von Günter Bressem (Freund von mir und Polsterer) diente als Bett. Der Rücksitz wurde ausgebaut und zum Schlafen die Vordersitze nach vorn geklappt. Es war nicht Wolke 7 aber Wolke 8.

Der vorhandene Platz im Trabbi musste gut genutzt werden. Zwei Reservekanister zu je 10 l musste mit. Außerdem genug Motoröl, denn Gemische gab es weder in Bulgarien noch in Rumänien. Eine Reservelichtmaschine, Unterbrecher, Keilriemen und Zündkerzen waren von Nöten und natürlich auch Werkzeuge und elektrische Messgeräte.

Jeder von uns hatte einen Schlafsack und ein paar Klamotten. Und Verpflegung für drei Wochen musste auch mit, nebst Spiritustabletten. Naja und für die ersten Stunden auch Bier. In der Hoffnung darauf, dass es in zivilisierten Ländern eben auch Bier zu kaufen gibt, was jedenfalls dann auch den Tatsachen entsprach.

Vorangegangen waren Wochen intensiver Arbeit und Planung. Das ganze kostete nämlich auch im Sozialismus Geld, wenn auch planbar, denn man konnte für jeden Tag nur eine bestimmte Summe umtauschen und die musste dann reichen für Sprit, Essen, Unterkunft (Campingplatz) und natürlich Bier. Für Rumänien konnte man Benzinmarken vorher kaufen. Für Bulgarien musste man ebenfalls Marken vorher haben. Also musste der Benzinverbrauch vorher schon bekannt sein. In Ungarn war Benzin wahnsinnig teuer in der CSSR etwas billiger. Aber das Problem war ja der Umtausch. Für die CSSR bekam man pro Tag 30 Ostmark umgetauscht für Ungarn, für Rumänien 25 und Bulgarien 40 DDR-Mark. Außerdem konnte man pro Land einmalig 100 Mark auf eine sogenannte Zollerklärung tauschen. Die gab es auf der Volkspolizei und lag dort rum. Praxis war, dass jeder so viel von dem Zeug griff dessen er habhaft werden konnte und dann einfach darauf tauschte, was er konnte. So ein Urlaub kostete in jedem Fall mehrere tausend Ostmark und die hatte nicht jeder. Wir jedenfalls hatten sie und waren auch bereit, alles auszugeben.

Ach, ja. Einfach so losfahren war natürlich auch nicht. Es musste vorher eine „Reiseanlage für den visafreien Reiseverkehr“ für Ungarn, Rumänien und Bulgarien beantragt werden. Das dauerte in aller Regel 4 Wochen und wurde auf der Volkspolizei beantragt.