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      Polen 2022 - Gdansk - Danzig        
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Das nächste Ziel ist Danzig, Gdansk auf polnisch.
Die Fahrt ist abwechslungsreich und führt abschnittsweise durch schöne Landschaften. Ein großer Teil der Strecke ist eigentlich Autobahn und die ist zum größten Teil Baustelle. Das kostet Zeit und ich bin erst nach 16°° Uhr in Danzig obwohl die Entfernung von Posen nur rund 300 km beträgt. Ich such mir im Navi ein Hotel, aber die Fahrerei in Danzig erweist sich als stressig. Dann der erhofft und immer eintretende Zufall. Rechts der ziellosen Fahrererei das Hotel "Central". Es liegt am Rande der Altstadt, ist mit 70 Euro pro Nacht nicht ganz billig und hat eine Brauerei im Souterrain. Drei Nächte bedeuten zwei volle Tage für Danzig. Und die sollte man sich für diese interessante und schöne Stadt unbedingt nehmen.

Fakten:
- Danzig liegt an der Ostseeküste und ist die größte Hafenstadt in Polen.
- Vor der Danziger Küste beginnt am 1. September 1939 der zweite Weltkrieg mit dem Beschuss der    Westerplatte durch den deutschen Zerstörer "Schleswig-Holstein"
- Danzig ist Geburtsstadt von Günter Grass und Handlungsraum der "Blechtrommel"
- Danzig ist der Geburtsort der ersten freien Gewerkschaft im der Volksrepublik Polen der "Solidarnocz"

Geschichte:
Die erste schriftliche Erwähnung Danzigs stammt aus dem Jahr 997. Damals ist es eine befestigte Handelssiedlung. Danach findet eine städtische Entwicklung statt. 1308 übernimmt der Deutsche Orden die Stadt, was aber nichts an der rasanten Entwicklung ändert. Danzig ist Teil der Hanse und der Hafen wächst beständig.
Nach 1410 und der Niederlage des Deutschen Ordens bei Grunwald bewirbt sich die Stadt beim polnischen König aus, wird aber erst 1457 Teil der Polnischen Republik. Die folgenden Jahre sind die "goldenen", die Stadt wir zu einer der reichsten in Europa.
Die Konjunktur wird durch die Schwedischen Kriege und die Polnischen Teilungen im 18. Jahrhundert beendet. Die Stadt muss sich sich von der Polnischen Republik trennen und wird 1793 Preußen angeschlossen. Dieser allmähliche Niedergang wird nur für einen Augenblick von den napoleonischen Kriegen unterbrochen.

1919 entsteht durch den Versailler Vertrags die Freie Stadt Danzig. Sie kehrt damit in den Kreis der führenden europäischen Häfen zurück. 1933 übernehmen in Deutschland die Nationalsozialisten die Macht und der faschistische Terror nimmt auch hier zu. Am 1. September 1939 beschießt gegen 4.30 Uhr morgens das Panzerschiffs Schleswig-Holstein die Westerplatte, der Zweite Weltkrieg beginnt.
Im Krieg und den Befreiungskämpfen wird die Stadt praktisch vollständig zerstört.

Am 14. August 1980 wird die Kranführerin Anna Walentynowicz aus der Lenin-Werft in Danzig entlassen. Sie hatte sich für Arbeiterrechte eingesetzt. Polen steckt in einer Wirtschaftskrise. Die Lebensbedingungen werden immer schlechter. Am 15. August 1980 besetzen die Arbeiter ihre Werft. Anführer ist der Elektriker Lech Walesa. Neben höheren Löhnen fordert die Werftarbeiter auch, dass Anna ihren Job wiederbekommt. Nach 14 Tagen Streik in der Werft unterzeichnen Vize-Premier Mieczyslaw Jagielski und Lech Walesa am 31. August 1980 das "Danziger Abkommen". Erstmals wird in einem sozialistischen Land eine unabhängige Gewerkschaft zugelassen. Die Solidarność darf streiken und bekommt Zugang zu den Massenmedien. In den folgenden Jahren treten fast 10 Millionen Polen der unabhängigen Gewerkschaft bei, mehr als die Hälfte der polnischen Arbeitnehmer. Das gilt als Anfang des Endes des Kommunismus. 1983 erhält Lech Walesa den Friedensnobelpreis und wird im Dezember 1990 für fünf Jahre zum Präsidenten Polens gewählt.

Eine grobe Geschichtsvorstellung von Danzig und Polen sollte man haben, wenn man diese Stadt besucht.


Und nun geht es los, zwei Tage und insgesamt 30 km Fußmarsch durch eine der "großen" Städte Europas.

 

Die Vorderfront des Hotels (Eingang ist von der Seite).



Von meinem Zimmer aus sehe ich den Hauptbahnhof mit dem Mosaikdach. Nur schwer als Bahnhof auszumachen und zu dieser Zeit gerade in Restauration.

Im Speisesaal des Hotels dieser sinnreiche Spruch als deutlicher Hinweis auf die hausinterne Brauerei.



Die Altstadt ist durchzogen von Fußgängerzonen mit einem riesigen Angebot an kleinen Läden, Kneipen, Restaurants und Cafes. Hier das Grüne Tor am Langen Markt.



Die kreisfreie Stadt liegt am südlichen Ende der Danziger Bucht am Auslauf des Flusses Motława. Dieser verbindet Danzig über die Weichsel mit der 285 km südöstlich liegenden Hauptstadt Warschau.  Von hier fahren regelmäßig Ausflugsschiffe Sopot, Gdynia und zur Westerplatte.





Auch eines dieser Ausflugsschiffe, auf antik getrimmt. Gleiche Ziele, höherer Fahrpreis.

Linksseitig der Motława



Auf der rechten Seite Hotels, Bars und ein Museumsschiff, rechts hinten. In der Mitte ist eine drehbare Brücke, die die beiden Ufer verbindet und bei Schiffsverkehr gedreht wird.

Das Bernsteingäßchen. Danzig ist auch die Bernsteinstadt Polens. Jede Menge Kunsthandwerk!



Das linke Ufer mit dem Krantor (polnisch Brama Żuraw – Kran(ich)tor oder kurz Żuraw – Kran), dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt im Hintergrund. Es ist ein Stadttor aus Backstein und Holz mit einer doppelten Kranfunktion. 



Hier eine Szenekneipe mit Fotos von bekannten amerikanischen Schauspielern. Polen ist auch ein Land mit Begeisterung und Leistung auf dem Gebiet des Films. Kneipen mit Schauspielern und deren Utensilien sind daher überall zu finden.


Diese Brücke wird bei Schiffsdurchfahrt angehoben.


Die Baltische Philharmonie.



Ich buche eine Fahrt zur Westerplatte, Kostenpunkt 12 Euro. Die Fahrt geht auf der Motława Richtung Mündung, vorbei an Philharmonie dem Schiffsmuseum "Soldek" und vielen anderen Sehenswürdigkeiten.



Das Museumsschiff "Soldek"






Die Wasserstraßenbahn (so heißt der Ausflugsverkehr hier) fährt durch den Hafen, rechts und links Schiffe aus aller Welt.
Vorbei geht es auch an diesem Kahn, der einen bekannten Namen trägt


Das ist der alte Leuchtturm an der Mündung in die Ostsee. Wir fahren nur daran vorbei. Ausstieg ist an der Westerplatte.


Im Hintergrund die Westerplatte.


Zum Besuch der Westerplatte habe ich 1,5 h Zeit, dann holt uns der Kahn wieder ab und fährt zur Altstadt zurück. Vor dem einstiegen militärischen Gebiet ist ein Sandstrand und Küstenschutz aus Steinen vorgelagert.


Die Westerplatte bewaldete, sandige, langgestreckte Halbinsel  zwischen Ostsee und Hafenkanal. Sie diente bis zum Beschuss durch die Nazis Polen als Munitionslager.
Von den Kasematten ist noch einiges zu sehen, betreten kann man sie nicht.
Am 31. August kam über Funk die Aufforderung, am nächsten Tag um 4:45 Uhr Polen anzugreifen. In der Nacht zum 1. September fuhr die „Schleswig-Holstein“ in den Hafenkanal, um ein besseres Schussfeld  zu haben. Unterstützt wurde die Aktion durch die SS-Heimwehr Danzig. Bis zum 7. September konnten die polnischen Verteidiger stand halten, dann kapitulierten sie. Vor den abziehenden polnischen Soldaten salutierten die deutschen Offiziere. Die Polen hatten angesichts des schweren Beschusses relativ geringe Verluste, 15 Gefallene und 50 Verwundete.



Das gesamte Gebiet ist mit Aufklärungstafeln in Englisch und Polnisch bestellt. Und auch Gastronomie fehlt nicht.

Es ist nicht nur der Zweite Weltkrieg, an den man erinnert wird, nein auch der Ukraine-Feldzug (vermeidet das verbotene Wort) ist allgegenwärtig. Hier Flüchtlinge mit ihren Habseligkeiten. Die sieht man in ganz Polen auch besonders hier in Danzig. Und es wird massive Hilfe geboten, Lager, Läden und Jobangebote.


Es geht zurück und ich besuche das andere Ufer der Motława. Rechts das Schiffsmuseum links einige Ausstellungsstücke. Hier links eine Schiffsmaschine.


Ein polnisches Erkundungs-Uboot.


Läuft man einfach so durch Danzig, findet man überall interessante Gebäude, logischer weise in der Architektur der Hanse.
Es gibt jede Menge romantische Winkel und Ecken.



















Die berühmte Post von Danzig. Sie kommt auch in der "Blechtrommel" vor. Der Kampf um das polnische Postamt gehört zu den ersten Kampfhandlungen beim Beginn des Zweiten Weltkrieges. Sie gehörte gemäß den Beschlüssen des Völkerbundes zu den exterritorialen Gebieten der polnischen Republik. Hier wurden eigene Briefmarken herausgegeben. In gesamten Danzig gab es 10 polnische Briefkästen, die auch von der Post bedient wurden. Laut dem polnischen Militärhistoriker Edmund Charaszkiewicz (1895–1975) war das Postamt seit 1935 Stützpunkt der polnischen Geheimdienstgruppe „Zygmunt“. Es wurde ein Waffendepot angelegt und Verteidigungsvorbereitungen getroffen.
Am 1. September griff die SS-Heimwehr Danzig und Polizeitruppen die Verteidiger der Post an. Zu der Zeit befanden sich 57 Personen dort.
Nach ersten ersten erfolgreichen Abwehrkämpfen gaben die restlichen 50 Verteidiger auf, wobei 6 fliehen konnten. Die 28 unverletzten wurden als Partisanen zum Tode verurteilt und am 5. September hingerichtet. Obwohl das Landgericht Lübeck 1997 das Urteil als widerrechtlich revidiert wurde gab es nie Konsequenzen für Kurt Bode (Gerichtsvorsitzender) und Hans-Werner Giese (Ankläger) nie zur Verantwortung gezogen. Beide machten in der BRD erneut Karriere.



Links neben dem Postgebäude wurde für die Verteidiger noch in den 80'iger Jahren ein Denkmal errichtet.







Ein altes Stadttor, das Hohe Tor, gebaut gegen Ende des 16. Jahrhunderts.



Die große Mühle am Radaunekanal.

Gegenüber die Kleine Mühle über den Radaunekanal. Sie ist keine Mühle, sondern diente Als Speicher für die Große Mühle.






Eine Stadt voller Denkmäler, hier das Sobieski-Denkmal. Johann III. Sobieski war ein polnischer Aristokrat und ab 1674 König von Polen und Großfürst von Litauen, der gewählte Herrscher des Staates Polen-Litauen aus dem Adelsgeschlecht der Sobieskis.

Hinter dem Turm "Jacek" befindet sich die Markthalle "Hala Targowa".








Mein nächster Besuch gilt dem Rathaus. Den Turm kann man für 1,5 Euro besteigen. Von hier aus schrie das kleine Oskarchen aus der "Blechtrommel" die Fensterscheiben der Umgebung kaputt.
Im Inneren des Turmes sind Ausstellungen, die Impressionen des Danzigs zwischen den Weltkriegen offerieren.


Von ganz oben hat man einen schönen Rundumblick auf Danzig.


Hier die gegenüber liegende Marien Basilika.


Bilder des alten Danzig aus den zwanziger Jahren. Danzig war damals selbstständiger Staat und stand unter der Aufsicht des Völkerbundes. Danzig wurde vor dem zweiten Weltkrieg, bezogen auf die Sprache, von Deutschen (95%), Kaschuben (3%), Russen und Ukrainer (0,7%) und Juden (0,16%)






Als nächstes besuche ich die Marien-Basilika. Sie besitzt den größten Bernsteinaltar der Welt.




Auf dem Weg zur Werft ist ein Stück der Berliner Mauer zu sehen.

Eine Tafel erinnert an den Kampf für ein friedliches und geeintes Europa.


Eingang zur Werft.


Diese Gebäude ist das Europäische Zentrum der Solidarnosc, Museum und Konferenzzentrum. Die Außenhaut besteht aus künstlichem Rost.


Das heutige Solidanocs-Gebäude


Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Augustow, unterwegs ein Abstecher zur Wolfsschanze.
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